Das kleine Land Panama verfügt über einen unschätzbaren Reichtum an Tierwelt. Darunter befinden sich natürlich viele exotische Säugetiere, wie Affen, Faultiere oder Wasserschweine, aber auch knapp 1.000 bekannte Vogelarten von kleinen Kolibris über farbenfrohe Tukane bis zur majestätischen Harpyie.
Die Einzigartigkeit dieser Artenvielfalt resultiert aus der geografischen Lage des Landes. Als Landbrücke verbindet Panama Nord- und Südamerika und ist somit der Knotenpunkt für den Austausch der Tier- und Pflanzenwelt zweier Kontinente beginnend mit der Bildung des Isthmus (panamaische Landenge zwischen Nord- und Südamerika) vor etwa 2,8 Millionen Jahren. So beheimatet Panama beispielsweise den aus Südamerika stammenden Jaguar, als auch den vor allem in Nordamerika vorkommenden Weisswedelhirsch.
Einen besonderen Wert stellen aber endemische Arten dar, also Arten oder Unterarten, die ausschließlich in einem bestimmten Land oder Region vorkommen. Nachfolgend möchten wir euch einige dieser besonderen Arten aus Panama vorstellen:
Schatzkammer vor der Pazifikküste
Isla Coiba / Provinz Veraguas
Die Insel Coiba gehört zu den größten Inseln Zentralamerikas und trennte sich vor etwa 12.000 – 18.000 Jahren vom Festland Panamas ab. Diese Abtrennung beförderte die über Jahrhunderte dauernde Entwicklung neuer Unterarten, die ausschließlich auf Coiba zu finden sind. Dazu kommt die Abwesenheit von Raubtieren auf der Insel. Nicht umsonst wird Coiba deshalb auch das Galapagos Panamas genannt. Eine endemische Art, die dort zu finden ist, ist der Coiba-Brüllaffe (Alouatta coibensis), dessen markante Rufe man über die ganze Insel hören kann. In Verhalten und Aussehen ähnelt er stark dem in Mittelamerika und Teilen Kolumbiens verbreitetem Mantelbrüllaffen (Alouatta palliata), ist allerdings etwas kleiner. Weitere Unterarten, die sich durch die Inselisolation zu einer eigenständigen Unterart entwickelten sind beispielsweise das Coiba-Aguti (Dasyprocta coibae), ein kleines etwa 50 Zentimeter langes Nagetier, oder der Coiba-Weisswedelhirsch (Odocoileus virginianus rothschildi).
Coiba Aguti (Dasyprocta coibae)
Von den mindestens 150 auf Isla Coiba vorkommenden Vogelarten befindet sich unter anderem der nur in Coiba vorkommende kleine Coiba-Baumschlüpfer (Cranioleuca dissita) oder die Panama-Taube (Contopus cinereus aithalodes), die neben Coiba auch die Insel Cebaco und Teile der vorgelagerten Azuero Halbinsel bewohnt, aber ausschließlich in Panama beheimatet ist. Insgesamt werden aktuell knapp 20 endemische Vogelarten und -unterarten auf der Isla Coiba geführt.
Mantelbrüllaffe (Alouatta palliata)
Der kleine Star aus Panama
Escudo de Veraguas / Provinz Bocas del Toro
Im Karibischen Meer liegt sehr isoliert etwa 17 Kilometer vom Festland entfernt die kaum bewohnte Insel Escudo de Veraguas, oder Dekö, wie die Insel in der Sprache der indigenen Urgemeinschaft der Ngöbe-Bugle heißt. Auch hier entwickelten sich durch die abgelegene Lage und den fehlenden Austausch zwischen der Insel und dem Festland einige Arten zu eigenständigen Unterarten. Für internationales Aufsehen sorgte das erst 2001 entdeckte Zwergfaultier (Bradypus pygmaeus). Das kleine neu beschriebene Faultier gehört zur Familie der Dreifinger-Faultiere (Bradypodidae) und ähnelt im Aussehen stark seinem in Panama häufig verbreitetem „grossen Bruder“, dem Braunkehl-Faultier (Bradypus variegatus). Wie es der Name aber schon vermuten lässt, ist das Zwergfaultier deutlich kleiner und leichter als andere Faultierarten. Damit ist es ein perfektes Beispiel für die sogenannte „Inselverzwergung“, die typisch für endemisch auf Inseln lebende Unterarten ist. Nachdem das Vorkommen des Zwergfaultiers auf die Insel Escudo de Veraguas beschränkt ist und nach aktuellem Stand der Forschung wohl auch nur die Mangroven an den Inselrändern bewohnt, wurde die Art kaum entdeckt auf die rote Liste der vom Aussterben bedrohten Arten gesetzt. Heute geht man von einer Gesamtpopulation von schätzungsweise lediglich 500 bis 1500 Tieren aus.
Gelbgold und sehr giftig
El Valle de Antón / Provinz Coclé
In den feuchten Bergwäldern der zentralen Provinzen Coclé und Panama Oeste tummelt sich ein weiterer kleiner Star unter den endemischen Arten. Es handelt sich um einen etwa 4 bis 6 Zentimeter großen Frosch, der vor allem durch seine goldgelbe Färbung (mit schwarzen Punkten) auffällt. Davon abgeleitet heißt die Art im Spanischen auch „Rana Dorada“ oder in Englisch „Panamanian Golden Frog“. Im Deutschen trägt der kleine Exot den etwas weniger glamourösen Namen „Panama-Stummelfußfrosch“ (Atelopus zeteki). Neben der grellgelben Hautfarbe besitzt der Panama-Stummelfußfrosch aber noch eine weitere Besonderheit. Um sich vor Fressfeinden zu schützen, sondert seine Haut ein starkes Nervengift aus. Das Toxin auf der Haut eines einzigen ausgewachsenen Frosches könnte umgerechnet mehr als 1000 Mäuse töten. Damit ist der Panama-Stummelfußfrosch der giftigste Vertreter seiner Gattung (Stummelfuß-frösche oder Harlekinfrösche). Durch den dramatischen Verlust seines natürlichen Lebensraumes in den letzten Jahrzehnten und dazukommend die Ausbreitung eines gefährlichen Pilzes, der den gesamten Amphibienbestand des Landes einbrechen lies, wird die Froschart als „akut vom Aussterben bedroht“ gelistet. Es kann sogar davon ausgegangen werden, dass er in freier Wildbahn bereits nicht mehr vorkommt. Die letzte Sichtung im El Valle de Antón stammt aus dem Jahr 2009. Verschiedene Institute im Land arbeiten in Zuchtstationen am Erhalt und bestenfalls der Wiederansiedlung dieser wertvollen Art.
Botschafter für den Naturschutz
Der goldgelbe Frosch hat es mittlerweile zu großer Bekanntschaft in Panama gebracht und steht symbolisch für die wachsende Aufmerksamkeit der Regierung und Bevölkerung für das Thema Umwelt- und Naturschutz. Seit 2019 findet im August das „Festival de la Rana Dorada“ statt, welches der kleinen Amphibie gewidmet ist, aber zum Ziel hat, Besuchern und Teilnehmern generell die Wichtigkeit des Schutzes von Lebensräumen und der Artenvielfalt näher zu bringen sowie einen Einblick in die wissenschaftliche Arbeit zu geben. Gerade für Endemiten, deren Vorkommen jeweils nur auf ein relativ kleines Gebiet begrenzt sind, ist diese Arbeit von besonderer Bedeutung.
Panama ist stolze Heimat einer faszinierenden Tierwelt. Die endemischen Arten bereichern diese Artenvielfalt und sind ein unbezahlbarer Schatz für unser Land.
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