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Camino de Cruces – Auf den Spuren der historischen Goldroute

Rebeca, arbeitet seit 2016 als Guide in Panama


Lange bevor die Zugstrecke, die Strasse oder der Kanal entlang des Isthmus von Panama gebaut wurden, existierten schon Pfade durch den dichten Urwald Panamas. Die zwei wichtigsten Routen waren der “Camino de Cruces” und der “Camino Real”, beide im frühen 16. Jahrhundert von den Spaniern errichtet. Diese beiden Hauptstrecken verbanden Panama City mit den Hafenstädten Nombre de Dios und Portobelo auf der karibischen Seite – und damit die beiden Ozeane, was Panama zu einem wichtigen transatlantischen Drehpunkt für den Transport des erbeuteten Reichtums des Inkareiches im heutigen Peru nach Spanien machte.


Der Camino de Cruces erstreckte sich über Land-, Fluss- und Seewege. Von Panama City aus transportierten Sklaven und Maultiere Gold, Silber und andere wertvolle Waren aus der Neuen Welt entlang der Kopfsteinpflasterwege bis zur Siedlung Venta de Cruces am Ufer des Flusses Chagres. Die Ladung wurde danach auf kleine Boote (Bongos) verbracht und den Fluss entlang bis zur Karibischen Küste befördert.


Die Reise war nicht einfach und nahm mehrere Tage in Anspruch. Die Durchquerung des Isthmus konnte sogar bis zu zwei Wochen dauern. Der Weg durch den tropischen Regenwald war anstrengend und schwierig. Schlangen, Mücken und die drückende Hitze machte den Reisenden zu schaffen. Häufige Regengüsse und Stürme verwandelten Teile des Pfades in einen schlammigen und rutschigen Morast. Zusätzlich bestand die ständige Gefahr eines Angriffs durch Cimarrones (geflohene Sklaven) und Piraten.


Der Flussweg war nicht einfacher. Der schnell fließende und gefährliche Chagres war auch voller Krokodile und forderte viele Todesopfer. In der Regenzeit hatte man mit reissenden Sturzfluten zu kämpfen. Während der Trockenzeit hingegen war oft nicht genug Wasser zum Segeln vorhanden und so musste die Fracht oft mühsam über Land geschleppt werden.


Als sich später der Warentransport in Panama weiter entwickelte; zuerst mit dem Bau einer Eisenbahn, dann des Kanals und in jüngerer Zeit der Autostrecken, verloren die alten Strecken allmählich an Bedeutung. Heute sind die Wege überwachsen und vernachlässigt, aber es ist immer noch möglich, Teile dieser historischen Routen zu wandern und auf den Spuren von Konquistadoren, Piraten und Abenteurern zu wandeln.


Wir entschieden uns, eine Wanderung auf einem Teil des historischen Camino de Cruces im Nationalpark Soberanía zu unternehmen. Von Panama City aus erreicht man nach einer 40-minütigen Autofahrt Gamboa. Dort erwartete uns dann auch schon ein Boot, dass uns ein kurzes Stück flussaufwärts bis zum Eingang des Wanderweges brachte.

Es war früh am Morgen und der Nebel stieg vom Fluss bis zum Dach des Regenwaldes auf. Unser kleines Boot schob sich durch ein grosses Feld von Wasserhyazinthen. Wir sprangen vom Boot und kletterten das steile Ufer hinauf in den Regenwald. Ein kleiner Pfad, der im Urwald kaum wahr-nehmbar war, führte uns zu einer kleinen Lichtung mit Steinfundamenten und Stufen, die völlig überwachsen waren. Wir standen inmitten der Ruinen von Venta de Cruces, einer wichtigen Zwischenstation auf der Route zum Atlantik. Von hier aus wurde die Ware auf und von den Booten geladen. Jetzt fast vollständig im Dschungel verloren, ist es kaum vorstellbar, dass dies einst ein florierender Hafen war.


Mit Hilfe von GPS suchten wir den Beginn des Camino, der von den Ruinen weg führte. Glücklicherweise ist der Weg gut gekennzeichnet, mit leuchtend orangefarbenen Markierungen, die etwa alle 20 bis 30 Meter an Bäumen angebracht sind. Nach einer kurzen Zeit öffnete sich plötzlich der dichte Wald und wir befanden uns auf einer gepflasterten Straße, die teilweise fast 2 Meter breit war. Dann verengte sich der Weg genauso schnell und wir gingen in einer engen Schlucht bergauf, überquerten kleine Bäche und wichen niedrigen Ästen aus. In einigen Teilen waren Bäume abgestürzt, blockierten den Pfad und zwangen uns vom Weg ab.

Die Artenvielfalt entlang der Route war erstaunlich. Wir stießen auf einen Kerzenbaum, der seinen Namen den langen, dünnen gelben Früchten zu verdanken hat, die wie Kerzen an den Zweigen hängen. Außerdem sahen wir alle Arten von Palmen, von denen einige mit 10 cm langen Stacheln ausgestattet waren, sowie viele verschiedene Pilzarten, wie Erdsterne, Kelchbecherlinge und die gruselige Vielgestaltige Holzkeule (Xylaria polymorpha). Neben der erstaunlichen Flora gab es auch viele verschiedene Insekten, von nervigen Mücken bis hin zu Gespenstschrecken, Blattschneiderameisen und bunten Raupen. Wir konnten viele Vögel hören und sahen Brüllaffen hoch über uns im Walddach und auf dem Boden sprangen kleine Frösche und Laubkröten entlang des Weges. Wir entdeckten eine kleine Terciopelo-Lanzenotter (Bothrops Asper), die sich mitten auf unserem Weg auf einem Stein zusammengerollt hatte. Wir gingen schnell vorbei, achteten darauf, sie nicht zu stören, und setzten unsere Wanderung natürlich sorgfältig fort. Der Boden war uneben und rutschig. Niemand wollte versehentlich auf eine Schlange treten!

Nach einigen Stunden waren die Hitze und Luftfeuchtigkeit zunehmend drückend und obwohl es erst Mittag war, wurde der Himmel schlagartig dunkel und wir wurden von einem Blitz, gefolgt von dröhnendem Donner, aufgeschreckt. Es begann große schwere Tropfen zu regnen, wir packten schnell unsere Kameras weg und zogen unsere Ponchos an. Innerhalb weniger Minuten waren wir inmitten eines heftigen Regenschauers. Der Weg verwandelte sich in einen kleinen Bach und wir standen klatschnass knöcheltief im Schlamm.

Wir entschieden uns möglichst schnell die letzten Kilometer zurückzulegen und kamen nach insgesamt 5 Stunden an unserem Ziel an: Madden Road. Für Wanderer und Naturliebhaber ist die Wanderung auf dem Camino de Cruces eine fantastische und aufregende Erfahrung und ohne Zweifel eine meiner Lieblingsausflüge in Panama. Es ist die perfekte Kombination aus Abenteuer, Natur und Geschichte. Wir haben einen ca. 10,5 km langen Abschnitt von Venta de Cruces nach Madden mit einem Höhenunterschied von rund 270 Metern absolviert. Der Weg ist felsig, teilweise schlammig und sehr uneben, das Wandern in der tropischen Hitze darüber hinaus sehr anstrengend. Ein vernünftiger Fitnesszustand sowie feste Wanderschuhe und richtige Kleidung sind deshalb unentbehrlich.

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